Erzähl doch mal!
Phoenix-Plausch mit Kreuzfahrtdirektor Mirko Scheffe (51) aus Berlin
Viele von Ihnen kennen sicherlich unseren heutigen Gesprächspartner Mirko Scheffe aus dem Fernsehen. Er ist eine der beliebtesten Hauptfiguren in einer bekannten Doku-Serie. Als Kreuzfahrtdirektor erlebt er gemeinsam mit unseren Gästen und Fernsehzuschauern spannende Reisen und Geschichten an Bord unserer schönsten Flussschiffe.
Mirko, wie bist Du zum Beruf des Kreuzfahrtsdirektor gekommen?
MIRKO SCHEFFE: Das war ein Glücksfall! Vor über 20 Jahren, kurz nach meinem Studium, konnte ich über einen Freund die ersten Erfahrungen bei einer amerikanischen Reederei als “Scout” machen. An Bord habe ich mir wohl den “Schiffs-Virus” eingefangen, trotzdem versuchte ich meine Karriere zunächst als Landratte. Bei einem renommierten deutschen Reiseveranstalter bekam ich eine fundierte praxisnahe Ausbildung und arbeitete mehrere Jahre als Residenz-Manager in verschiedenen Ländern. Aber irgendwie kam ich vom Wasser nicht los, so beschloss ich mein Glück wieder auf Schiffen und arbeitete als Reiseleiter und Ausflugs-Manager auf Hochseeschiffen. Dort sammelte ich weiter Erfahrungen über die Abläufe an Bord und vertiefte meine Kenntnisse im Umgang mit den Gästen. Seit 2014 bin ich nunmehr für Phoenix im Einsatz.
Was liebst du an der Flussfahrt?
Hier fasziniert mich am meisten die ständig wechselnde Kulisse, also eigentlich findet den ganzen Tag Kino statt. Weiterhin finde ich es spannend, jeden Tag einen anderen Hafen zu sehen, oftmals sogar täglich ein anderes Land. Und natürlich das Familiäre an Bord. Nicht nur die kleine Familie der Mitarbeiter, sondern auch die Gäste, die mit der Zeit ebenfalls zu einem Teil der Familie werden. Es freut mich persönlich besonders, wenn meine Gäste die Entspannung des Dahingleitens als Entschleunigung des Alltags spüren.
“… also eigentlich findet den ganzen Tag Kino statt…”
Verrätst Du uns Deinen Lieblingsplatz an Bord?
Offen gestanden, sitze ich am liebsten an meinem Arbeitsplatz. Von dort kann ich alles beobachten, bin ansprechbar und habe gleich Zugriff auf Unterlagen. Ein weiterer Lieblingsplatz ist der Salon und Barbereich. Hier kann ich etwas erhöht auf einem Barhocker sitzen, genieße durch die großen Panoramafenster die Landschaft, bin sichtbar für meine Gäste und führe interessante Gespräche mit ihnen. Und selbstverständlich meine Kabine, hier kann ich komplett abschalten und Kraft tanken.
Die schönste Route, die Du je gefahren bist?
Das ist ganz schwierig zu sagen, es gibt so viele schöne Routen und so viel zu sehen. Landschaftlich reizt mich persönlich am meisten die Rhône und Saône, für mich als Historiker eine abwechslungsreiche Strecke mit vielen kleinen, auch versteckten Details, geschichtlichen Hintergründen und interessanten Städten. Am faszinierendsten finde ich aber die Fahrt zwischen Moskau und St. Petersburg. Hier prallen Geschichte, Gegenwart, Natur und Kultur aufeinander. Aber vor allem die Herzlichkeit der Menschen in diesem Land hat es mir angetan. Was bei uns schon verloren gegangen scheint, lebt hier und macht jeden Besuch zu einem ganz besonderen Erlebnis.
In der bekannten Fernsehserie gehörst Du zu den beliebtesten Hauptfiguren. Wie hast Du die Dreharbeiten empfunden und was waren die spannendsten Ereignisse hinter den Kulissen?
Die Dreharbeiten fand ich total spannend und sie haben mir wahnsinnig viel Spaß gemacht, was zum größten Teil auch an der Filmcrew gelegen hat. Ich habe viel gelernt, von der Körperhaltung, über ein ständiges Lächeln bis zu spontanen, teils emotionalen Momentaufnahmen. Auch unsere Gäste haben gut mitgespielt und uns Protagonisten das Leben durch ihr Verständnis erleichtert. Besonders fasziniert haben mich die Ton- und Kameramänner, die teils waghalsige Kunststücke vollbrachten, um das beste Bild und den besten Ton zu bekommen. An eine Begebenheit erinnere ich mich immer noch gerne: In Avignon fuhr ich mit meiner Freundin und dem Kapitän der Swiss Gloria Riesenrad. Eigentlich war die Gondel mit drei Erwachsenen schon voll, jedoch sollten noch ein Kameramann, ein Tontechniker und auch eine Regisseurin mit. Nach ein paar netten Worten mit dem Betreiber bekamen wir das O.K. für sechs Personen. Dabei mussten sich aber Regisseurin und Tontechniker auf dem Boden zusammenkauern, um nicht in der Szene zu erscheinen. Ein Bild für die Götter, wir mussten alle herzlich lachen.
“… ich habe großen Respekt vor der Kraft und der Schönheit des Wassers…”
Wenn Du privat verreist, spielt Wasser dann auch eine Rolle bei der Auswahl des Reiseziels?
Oh ja, ich liebe das Wasser, es fasziniert und beeindruckt mich. Der Kapitän eines Hochseeschiffes, auf dem ich gearbeitet habe, hat einmal gesagt, sobald er den Respekt vor dem Wasser verliert, hängt er seinen Beruf an den Nagel. Bei mir ist es ähnlich, ich habe großen Respekt vor der Kraft und der Schönheit des Wassers, daher wähle ich meine Urlaubsziele möglichst wassernah.
Hand aufs Herz, hat ein Kreuzfahrtdirektor auch Heimweh?
Natürlich! Heimweh gehört zu meinem Beruf und zeigt die Stellung meiner Familie in meinem Leben. Ohne die Unterstützung meiner Familie und meiner Freunde, die mich wegen meines Berufes teilweise monatelang nicht sehen, auf die man sich dann aber umso mehr freut, wäre der Job für mich nicht machbar. Zum Glück gibt es jetzt moderne Kommunikationsmittel, so ist die Distanz leichter zu ertragen. Die Zeit vor und nach der Saison gehört dann ausschließlich der Familie und meiner Freundin.