Gastbeitrag: Reisejournalist Oliver Schmidt

Oliver Schmidt: "Reisen ist Menschsein"

Oliver Schmidt, Reisejournalist
Oliver Schmidt, Reisejournalist

Für mich ist Phoenix Reisen etwas anderes als für Reisende und Stammgäste, die in den bunten Katalogen den nächsten Urlaub aussuchen.
Reisejournalist, Hochschuldozent, Berater der Branche; da ist Phoenix ein Business-Kontakt. Aber ein ganz besonderer, einer, der einen nie im Stich lässt.

Bis zur Pandemie hatte ich jedes Jahr die Aufgabe, für eine Hamburger Hochschule den Cruise Talk on Board zu organisieren. Eine Herausforderung, rund hundert Leute an Bord einladen zu lassen, an einem Hafentag somit ein Schiff hinter den Kulissen völlig durcheinanderzubringen, damit Studierende “am lebenden Objekt” sehen können, was sie im Job erwartet, und mit den Granden der Branche auf der Bühne darüber diskutieren, wie ihre Karriere in der Kreuzfahrtwelt aussehen kann. Ein anderer Veranstalter, den es heute nicht mehr gibt, hatte uns 2017 mit einer Halbzusage hingehalten, bis es fast zu spät war, um dann “nein” zu sagen. Die Veranstaltung stand vor dem Aus, die Studierenden wären leer ausgegangen, denn die meisten Schiffe hatten Nordeuropa und Hamburg längst verlassen, um in die Wintersaison zu starten. Letzte Chance: die ARTANIA, die am 4. Dezember aus der Werft kam.

“In den Arm nehmen konnte
ich Johannes Zurnieden auf
offener Bühne schlecht,
aber ich hätte es gern getan.”

Johannes Zurnieden hatte eigentlich keinen Grund, in die Bresche zu springen, aber er reagierte sofort. Zwischen Ausdocken und Einschiffung (“Aber um 16 Uhr müsst ihr von Bord, da kommen die Gäste!”) wurde die Veranstaltung noch eingebaut.  Gespräche, Anmeldungen – wie immer bei Phoenix auf kurzen, unkomplizierten Wegen, und dort, wo andere in den Vorjahren mit edlem Fingerfood glänzen wollten, wusste der Boss hier besser, was Studierende brauchen, und spendierte Pommes mit Riesenschnitzel. Einhellige Meinung: “So gut haben wir an Bord noch nie gegessen!” Ein flotter Pfiff auf den Fingern: “Hallo, ich bin Hans Zurnieden und der Chef hier – und wir gehen jetzt rüber zum Talk!” beförderte er die ganze Meute binnen zehn Minuten in die Lounge, wo bei unserem Eintreffen gerade noch die letzten Fußbodenplatten verklebt wurden. Da erst begriff ich, was ich Phoenix und der rührigen Mannschaft an Bord mit diesem Zusatztermin angetan hatte. In den Arm nehmen konnte ich Johannes Zurnieden auf offener Bühne schlecht, aber ich hätte es gern getan. Die adventliche Veranstaltung, zelebriert auf der etwas düsteren Elbe in der Glitzerwelt eines rundum sympathischen Schiffes, ging in die Annalen der Hochschule als “bester Cruise Talk” ein, den wir bis dahin hatten.

Noch eine persönliche Geschichte? Jeder erinnert sich wohl, wo und in welcher Lebenssituation er die beginnende Pandemie erlebte. Bei mir war das auf der ALBATROS, Südsee/Australien. Die Reise endete für mich plangemäß (und bis dahin ohne Einschränkungen) Anfang März auf Bali, ich flog weiter nach Singapur, wo ein gemeinsames Essen mit neu gewonnenen Freunden von Bord platzte. Wir hätten uns nochmal wiedersehen sollen, die Weltreisegemeinde und ich, wenn – ja, wenn die ALBATROS dortMS Albatros noch hätte anlegen dürfen. Zuerst mit Sorge, dann immer erfreuter (und ein bisschen neidisch) verfolgte ich die Weiterreise der ALBATROS, wobei mich von Bord täglich Mails erreichten: Dinner (wenn auch ohne Salatbuffet – diejenigen, die das bemeckert haben, mögen sich bitte schämen), Abende im Kino, in der Bar oder bei der Show, geselliges Beisammensein auf dem Achterdeck, Pool und Sauna, alles das sah und las ich täglich, während der Rest der Welt im Lockdown versank. Jeder, ob er nun nur bis Dubai gebucht hatte oder länger, wurde von einer der letzten Inseln des Frohsinns und der heilen Welt sicher bis nach Bremerhaven gebracht, bekam Phoenix-Brot, Souvenirs und tröstende Worte mit auf die Heimreise, und auch die war vorbildlich organisiert. Und dann die Nachricht von meinen Freunden, bei der mir kurz die Luft wegblieb: Noch bevor sie ihre Heimat wieder erreicht hatten, war der volle Reisepreis ab dem Tag, wo die erste Abweichung von der geplanten Route stattfand, auf ihrem Konto gutgeschrieben. Die ganze Weiterfahrt ab Bali, 25 Tage Entspannung bis Bremerhaven, während andere nicht heimzukommen wussten, gab’s gratis. Ich kenne Kunden anderer Veranstalter, die noch heute hinter ihrem Geld herlaufen.

Sagte ich oben, Phoenix sei ein Business-Kontakt? Nein, falsch, ich korrigiere: Phoenix ist für jeden begeisterten Stammgast (auch für mich) ein Teil des Lebens; die türkis gewandeten, guten Geister gehören zur Familie wie die Oma, die Eltern und der Hund – Willkommen zu Hause!

Natürlich wird es jetzt wieder, wie nach meinen freundlichen Worten vor zehn Jahren zum “Phänomen Phoenix”, die einem meiner Leitartikel entnommen waren, Stimmen geben, die PR-Schreiberei vermuten und fragen, was dafür bezahlt wurde. Daher sei gesagt: Dies ist kein journalistischer Beitrag, es ist mein ganz persönlicher Glückwunsch und mein Dankeschön an Phoenix. Auch ein Journalist hat das Recht auf eine private Meinung, und er darf sie sogar äußern, wenn sie als solche gekennzeichnet ist. Er hat sogar das Recht, empfänglich zu sein für Herzenswärme und zumindest seine privaten Reisen danach auszusuchen. Ich wünsche Phoenix sehr, dass weitere 50 erfolgreiche Jahre auf den Bonner Veranstalter, seine Schiffe und seine Mitarbeiter warten, denn in der kommerziellen Tourismuswelt möchte ich ohne diese Insel, wo’s menschelt und wo jeder jedem hilft, so gut es geht, meinen Job nicht gerne machen.

1 Kommentar zu „Gastbeitrag: Reisejournalist Oliver Schmidt“

  1. Lieber Oliver Schmidt,
    ich kann Ihren Ausführungen nur zustimmen. Meine Frau und ich waren damals an Bord der Albatros auf Ihrer (leider) letzten offiziellen Reise. Ja, und wir hatten die 25 tägige Odyssee miterleben dürfen. Es war zu Beginn der Coronapandemie tatsächlich wie die Reise in einem Raumschiff, wo in Deutschland schon der Ausnahmezustand herrschte. An Bord gab sich die Crew jede nur erdenkliche Mühe, für Abwechslung zu sorgen. Nur ein Beispiel: Kalibo, der Bordzauberer, war in seinem früheren Leben Rettungssanitäter bei der Bundeswehr und veranstaltete “Erste Hilfekurse”, die sehr gut besucht waren. Herausheben möchte ich hier auch besonders das Küchenteam, das aus den nur wenigen Lebensmitteln tolle Gerichte zauberte und die Kreuzfahrtdirektorin Manuele Bzdega, die unermüdlich, freundlich und souverän die angespannte Situation managte. In Bremerhafen wurden wir dann (unter strengsten Quarantänemaßnahmen) sogar von Michael Schulze, dem Direktor Schiffsreisen bei Phoenix, überaus freundlich in Empfang genommen. Ja Herr Schmidt, Sie haben das auch korrekt wiedergegeben: Phoenix hat sich sehr großzügig bei der Abwicklung der Reise gezeigt. Ein Grund mehr, weiterhin dem Unternehmen die Treue zu halten. Und somit werden wir unsere Kreuzfahrten wieder mit dem Bonner Veranstalter durchführen und wir freuen uns schon sehr auf das “Willkommen zu Hause”.

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