Benjamin Krumpen über sich und 50 Jahre Phoenix Reisen
Benjamin Krumpen kam als Azubi zu Phoenix und ist seit 2006 Geschäftsführer mit Johannes Zurnieden und Finanzgeschäftsführer Jörg Kramer. Ein Gespräch über den richtigen Weg.
Phoenix Reisen (PHX): Benjamin, wie bist du bei Phoenix gelandet?
BENJAMIN KRUMPEN (BK): Das war 1996, aber ich wusste damals gar nicht, dass es Phoenix Reisen gibt. Die beste Freundin meiner Mutter war die erste Angestellte von Johannes Zurnieden und hat mir ein Bewerbungsgespräch vermittelt. Mein Zeugnis war leider nicht das beste, aber netterweise stellte mich Phoenix ein. Zwei Monate später fing ich als Azubi an und habe bei Phoenix die Ausbildung gemacht.
PHX: Wie ging deine Karriere weiter?
BK: Ich wollte gerne immer bei Phoenix bleiben, aber das Team war so jung, dass ich für mich keine Aufstiegschancen gesehen habe. Deshalb hatte ich den Plan, mich ebenfalls als Reiseveranstalter selbständig zu machen. Als Johannes das hörte, rief er mich in sein Büro und sagte: “Du kannst doch nicht gehen. Du sollst doch vielleicht irgendwann mein Nachfolger werden.” Das hat mich dann doch überrascht, weil ich gerade einmal 21 Jahre alt war. 2006 bin ich Geschäftsführer geworden.
PHX: Wie sieht es mit deiner Schiffserfahrung aus?
BK: Bevor ich Geschäftsführer wurde, war ich ein halbes Jahr auf der TS ALBATROS als Reiseleiter unterwegs. Johannes hat zu mir gesagt: “Du musst raus, wenn du was werden willst.” Also bin ich raus. Es war eine tolle und eine extrem wertvolle Zeit.
PHX: Es hätte alles so glatt weitergehen können, aber dann kam die Corona-Pandemie. Wie macht man weiter, wenn nichts mehr geht?
BK: Wir waren fest überzeugt, dass es sicher irgendwie weitergeht, aber diese Zeit hat uns viele schlaflose Nächte und Tränen gekostet. Meine größte Sorge war, dass der Moment kommen würde, wo wir der Hälfte unserer Kollegen sagen müssten “Du ja, aber Du nicht”. Das mochte ich mir nicht vorstellen. Zum Glück hat das Unternehmen eine große Finanzkraft. Familie Zurnieden hat das Geld schon immer in der Firma gelassen. Das hat uns gerettet.
PHX: Was macht eine solche Krise mit einem Unternehmen?
BK: Wir haben viel über uns selber gelernt und die Erfahrung gemacht, dass es all die Jahre richtig war, auf den Faktor Mensch zu setzen. Alle Kollegen haben an einem Strang gezogen. Unsere große Stärke war, dass wir alles intern abwickeln konnten, für die Gäste immer ansprechbar blieben und den Kontakt zu ihnen gehalten haben. Unseren Ruf, der bereits gut war, haben wir in dieser Krise noch verbessert.
“Wir brauchen und wollen die Menschen
und ihre Herzlichkeit an Bord.”
PHX: Abgesehen von den Corona-Jahren, wie hat sich die Branche in den letzten 10 bis 20 Jahren verändert?
BK: Die Branche hat sich massiv verändert, allein von der Passagieranzahl, und sie ist viel schnelllebiger geworden. Auch das Motto hat sich geändert. Die großen Schiffe sind ja keine Schiffe mehr, sondern gleichen einem Freizeitpark oder einer Ferieninsel. Wir sagen weiterhin zu unseren Gästen: “Wir wollen Ihnen die Welt zeigen mit möglichst schönen und langen Aufenthalten”. Damit heben wir uns weiterhin ab.
PHX: Umweltschutz und Nachhaltigkeit werden inzwischen von allen Branchen erwartet. Welche Herausforderungen siehst du hier?
BK: Das Thema Umwelt ist immer mehr im Fokus und wir kümmern uns sehr intensiv darum. Wir waren einer der ersten Anbieter, der auf Schweröl verzichtet hat. Wir kompensieren CO2 und unsere Schiffe haben fast alle Landstrom. Wir reduzieren massiv den Stromverbrauch an Bord durch den Einsatz von LED und neuen Gerätschaften. Außerdem investieren wir in die bestehenden Maschinen und rüsten sie auf den neuesten Stand der Technik um. Damit sind unsere Hochseeschiffe trotz ihres Alters technisch neu aufgestellt.
PHX: Was hat sich beim Produkt Kreuzfahrt geändert und worauf legt Phoenix den Schwerpunkt in der Zukunft?
BK: Wir brauchen auch in Zukunft keinen Vergnügungspark an Bord, aber natürlich gehen wir mit der Zeit und verändern das Angebot. Wenn wir heute an Bord noch so kochen würden wie 1989 auf der TS MAXIM GORKI, würden wir heute nicht mehr existieren. Das Thema Genuss ist deutlich vielfältiger geworden. Da wachsen wir mit den Erwartungen der Gäste mit. Unser langjähriger Partner sea chefs und unsere tollen Küchenchefs sind offen und ideenreich, was die Kulinarik an Bord anbelangt.
PHX: Kann man Genuss nachhaltiger anbieten?
BK: Absolut! Food waste – also Lebensmittelverschwendung – ist ein großes Thema, das wir verantwortungsvoll handhaben. Wir bieten inzwischen viel mehr à la carte an – auch beim Frühstück – und weniger üppige Buffets. Bei uns kann man alles auf Wunsch bestellen. Wir können das im Service leisten und sind auch bereit dazu. Das kommt bei den Gästen sehr gut an.
PHX: Was verändert sich noch?
BK: Die Digitalisierung der Reiseunterlagen ist ein großes und wichtiges Thema, damit nicht alles ausgedruckt in Papierform auf der Kabine liegt. Diese Zeiten sind vorbei. Hier ist es wichtig, die Veränderungen Schritt für Schritt umzusetzen, damit die Gäste diese Entwicklung mitgehen können. Und unsere Gäste sind bereit, Veränderungen mitzugehen.
PHX: Eure Beziehung zu den Gästen ist besonders. Was wird definitiv euer Anspruch bleiben?
BK: Dass es immer eine persönliche, enge und langjährige Bindung zwischen unseren Gästen und Phoenix gibt. Das ist auch der Grund, warum unseren Kollegen an Land und an Bord die Arbeit so viel Freude macht. Außerdem legen wir Wert auf unser gutes Preis-Leistungs-Verhältnis – ohne versteckte Kosten, damit sich der Gast an Bord jedes Glas Bier oder Wein leisten kann, auf das er Lust hat. Und wir setzen weiterhin auf den Faktor Mensch. Bei uns werden auch in ferner Zukunft keine Roboter das Essen servieren. Wir brauchen und wollen die Menschen und ihre Herzlichkeit an Bord. Ich glaube, da haben wir in den vergangenen 50 Jahren vieles richtig gemacht. Und genauso machen wir weiter!
PHX: Was liegt dir noch am Herzen?
BK: Es ist fantastisch, dass Phoenix sein 50. Jubiläum feiert. Ich möchte von ganzem Herzen DANKE sagen: Erstens Johannes Zurnieden – einen besseren Chef kann man sich nicht vorstellen. Zweitens unseren Kollegen – sie sind einmalig. Und drittens unseren Gästen – ohne sie könnten wir nicht erfolgreich sein!
Ein exzellentes Interview und eine sehr interessante Geschichte darüber, wie Herr Zurnieden BK frühzeitig als seinen Nachfolger erkannte und ihn gleichzeitig wie einen Mentor begleitete, bis BK CEO wurde. Und auch eine schöne Geschichte darüber, wie Phoenix die Pandemiekrise gut überstanden hat. Toll! Schon beim Lesen fühlt man sich wie ein Familienmitglied und eine Freundin von Phoienix. Ich freue mich schon auf meine bevorstehende Reise nach Grönland mit Phoenix. Moon