Vor & hinter der Kamera mit Bernd Wallisch
Er ist “verrückt nach Meer” und nicht nur bei Phoenix-Gästen ein kleiner Star. Wie man als Kreuzfahrt Reiseleiter auch bei Windstärke 12 das Glas halb voll behält, verrät uns Bernd Wallisch im Interview.
Wie bist Du zu Deinem Beruf als Kreuzfahrt-Reiseleiter gekommen?
BERND WALLISCH: Als Hamburger Jung habe ich mich schon immer für Kreuzfahrtschiffe interessiert und das Traumschiff im Fernsehen mit großer Begeisterung verfolgt. Irgendwann bot sich dann die Gelegenheit, eine Reise auf der ALEXANDER VON HUMBOLDT zu unternehmen. Ein Jahr später erhielt ich von Phoenix Reisen eine Einladung zu einem Vorstellungsgespräch und man schickte mich zu meinem ersten Einsatz auf die MAXIM GORKI nach Colombo.
Was liebst Du an deinem Arbeitsplatz – dem Schiff – und Deinen Aufgaben?
Das Schönste an meinem Arbeitsplatz ist, dass man jeden Tag in einer anderen Stadt oder sogar in einem anderen Land sein kann. Kein Tag ist wie der andere, so dass auch meine Aufgaben an Bord ständig wechseln. Ich liebe es, mit dem Schiff gemütlich einmal um die Welt zu fahren.
Was macht einen guten Reiseleiter aus?
Ein guter Reiseleiter muss flexibel sein und sich auf unerwartete Dinge schnell einstellen können. Er muss Freude am Reisen mitbringen und mit Menschen gut und freundlich umgehen können. Bei einem Ausflug ist es jedoch wichtig zu wissen, wo die öffentlichen Toiletten sind. Denn das ist die Frage, die mir die Gäste am meisten stellen.
In den TV-Erfolgsserien “Verrückt nach Meer“ und “Verrückt nach Fluss“ gehörst Du seit Jahren zu den Hauptfiguren. Wie erlebst Du die Dreharbeiten?
Die beiden TV-Formate machen mir unglaublich viel Spaß. Allerdings bedeutet dies auch zusätzliche Arbeit. Die intensiven Dreharbeiten rund um das Schiff dauern manchmal bis zu drei Monate. Aber ich freue mich immer, die netten Kolleginnen und Kollegen des ProduktionsTeams an Bord zu begrüßen.
Bringst Du selbst auch Ideen für den Dreh ein oder legt der Regisseur genau fest, was Du machen sollst?
Die TV-Produktion fragt ab und zu nach Ideen oder Tipps. Dann gebe ich gerne mein Wissen weiter. Allerdings finde ich es spannender, vor einem Dreh gar nicht genau zu wissen, was auf einen zukommt. Damit wirkt das Ganze viel authentischer, und das ist sicher auch das Erfolgsrezept von “Verrückt nach Meer“ und “Verrückt nach Fluss“. Eine Regieanweisung, was ich zu sagen habe, habe ich noch nie bekommen. Ich rede einfach darauf los, was mir gerade in den Sinn kommt.
Was waren für dich bisher besonders spannende oder lustige Ereignisse
hinter den Kulissen?
Eines meiner lustigsten Erlebnisse vor der Kamera wurde noch gar nicht gesendet. In der neuen Staffel von “Verrückt nach Fluss“ muss ich mich mit einem störrischen Esel auseinandersetzen. Das führte doch zu mehr Komplikationen als ich gedacht hätte.
Inzwischen bist du einem größeren Publikum bekannt. Wie lebt es sich mit dieser immer größer werdenden Bekanntheit? Welche Erfahrungen machst Du?
Am Anfang war es doch recht ungewohnt für mich, öfters mal auf der Straße angesprochen zu werden. Mittlerweile habe ich mich aber daran gewöhnt, auch unerwartet und ganz plötzlich von wildfremden Leuten in den Arm genommen zu werden. Ich bin allzeit bereit für ein Selfie!
Verrätst Du uns Deinen Lieblingsplatz an Bord?
Mein Lieblingsplatz auf einem Kreuzfahrtschiff ist hinten an Deck. Der Blick auf das Meer am Heck wirkt auf mich nach einem langen Arbeitstag sehr beruhigend. Die Phoenix Bar auf der ARTANIA z.B. ist hierfür perfekt.
“Das Schönste an meinem Arbeitsplatz ist, dass man jeden Tag in einer anderen Stadt sein kann.”
Die schönste Route, die Du je bei einer Kreuzfahrt gefahren bist?
Die Welt hat so viele schöne Ecken, die man mit einem Kreuzfahrtschiff entdecken
kann. Grönland zählt mit Abstand zu meinen Lieblingszielen auf der Welt. Immer wieder faszinieren mich die Eisberge in der Arktis. Unzählige Fotos habe ich bereits davon gemacht. Wer die Gelegenheit hat, dorthin fahren zu können, sollte es so schnell wie möglich tun, solange es noch Eisberge gibt.
Du bist schon sehr viel in der Welt herumgekommen. Welchen Ort kennst Du noch nicht und möchtest ihn unbedingt besuchen?
In zwölf Jahren Seefahrt habe ich bereits über 130 Länder besuchen dürfen. Ein Traum von mir ist, irgendwann einmal den Kilimandscharo zu besteigen. Die Aussicht dort oben muss fantastisch sein. Da ins Landesinnere allerdings noch
kein Schiff verkehrt, werde ich mir das für meinen Urlaub vornehmen.
Wie lange hältst Du es an Land aus, bis Du wieder Fernweh bekommst?
Nach vier Wochen Urlaub kribbelt es bei mir in den Fingern und ich muss meinen
Koffer für den nächsten Einsatz packen. Doch kehre ich immer wieder gerne nach Hause zurück, denn dort ist es am schönsten auf der Welt.
Hast Du eine persönliche Seemannsweisheit, an die Du dich hältst?
Eine Seemannsweisheit habe ich nicht. Ich kann nur so viel sagen: Augen zu und durch bei Windstärke 12 ums Kap Horn!
Wie lautet Dein Erfolgsrezept im Leben?
Immer positiv denken! Das Glas ist bei mir immer halb voll und nie halb leer.
Es hört/liest sich sicher aussergewöhnlich an. Als 1934 in Hamburg geborener, und bis auf kriegsbedingte Kinderlandverschickung nach Sachsen und Ausbombung, in Hamburg lebender Norddeutscher war ich die letzten Jahrzehnte als der “nördlichste” autorisierte Tiroler Bergwanderführer unterwegs. Das für viele Unternehmen (u.a. Alpin Schule Innsbruck, Tourismusverband Achensee, Wanderhotel Achentalerhof, u.mehr) in Österreich, Deutschland, Tschechien, Istrien. Leider wurde ich auf dem Fussweg von einem PKW angefahren und kann keine längeren Wanderungem führen. So habe ich zwangsläufig – aber mit voller Begeisterung – Kreuzfahrten unternommen. So bekam der berühmte Ersteinhand Atlantik Überquerer Kapitän Ludwig Schlimbach noch nachträglich Recht. Er hatte mich 1945/46 oft mit auf seine Yacht Störtebeker 6 nach Finkenwärder genommen. Dort war er dabei diese durch Bomben beschädigte aus der Elbe gehobene Yacht wieder Seefertig zu machen. Er verstarb aber vorher. – Durch meine diversen vielseitigen, teils ehrenamtlichen Tätigkeiten erhielt ich diverse Ehrungen, so u.a. Bundesverdienstkreuz, Sonderbotschafter Tirol Achensee, Ehrenurkunde AlpinSchule Innsbruck, Barmer Verdienstmedaille. –
Evtl. werde ich künftig die Berge auch von einer Flusskreuzfahrt aus geniessen.
Mit freundlichen Grüßen, Servus, Ahoi
Joachim Voß