Gäste auf Reisen - 26 Seetage an Bord der MS Albatros zu Beginn der Coronakriese
Unser gern gesehener Gast Susanne Achterfeld berichtet von Ihrer unvergesslichen Reise mit der MS Albatros am 06.03.2020. Folgendes Schreiben richtete sie an uns:
Über eine SEE-Reise im Corona-Rhythmus...und ein gutes Gefühl an Bord.
Wir sind nun seit 3 Wochen zurück von unserer lieben Arche Albatros…zurück zu Hause in der Heimat, die nicht mehr die selbe ist, aus der wir uns am 06.03.2020 auf den Weg nach Bali machten ….wir lieben Asien und haben Thailand und Indien bereits bereist, wir freuten uns, nun auch Indonesien, Singapur und Sri Lanka kennenzulernen , nach dem Winter wollten wir in die Sonne, wollten Städte, Länder und Kulturen erleben , lecker essen und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen ….eine 23-tägige Reise auf der guten alten Albatros versprach uns genau das….also nichts wie los, ab in den Flieger, ab nach Bali.
Viele schöne Eindrücke
Nach einer erholsamen ersten Nacht an Bord ging es den ganzen Sonntag über die Insel …viele schöne Eindrücke und ein paar tropische Regenschauern später, genossen wir unseren ersten richtig entspannten Abend an Deck. Bekannte aus meinem Heimatort waren ebenfalls an Bord und das versprach viel Spaß und bestimmt viele schöne Gespräche über die täglichen Erlebnisse an Land…Auf Lombok ließen wir den Landgang aus und genossen die Wärme auf dem Sonnendeck und freuten uns schon auf die weiteren Ausflüge in den restlichen indonesischen Häfen, die noch vor uns lagen…aber schon am nächsten Tag erfuhren wir von unserer Kreuzfahrtdirektorin Manuela, dass Indonesien unsere Albatros in keinen weiteren Hafen einlaufen lässt…einzig der Badeaufenthalt auf einer Privatinsel war noch machbar. Wir änderten die Route…statt auf Java und Co sollten wir einen Tag früher in Singapur anlegen und eventuell einen 2. thailändischen Hafen anlaufen…für uns war das überhaupt kein Problem.
Von daheim bekamen wir Nachrichten, in denen sich die Ereignisse überschlugen. In Europa nahmen die Infektionen an Covid19 rasant zu, wir bekamen zahlreiche Nachrichten von Freunden und der Familie, daß sie sich Sorgen um uns machten und wir auf uns aufpassen sollten…natürlich verfolgten auch wir die nahezu stündlichen Änderungen, die weltweit beschlossen wurden…als es hieß, dass Indien die Visa ab dem 13.03 aussetzt, war uns schnell klar, dass unsere Reise nicht nur von einer kleineren Kursänderung betroffen sein wird, wir befürchteten , dass unsere Reise bereits am 13.03 in Singapur enden würde….
Doch es kam anders
Am 12.03. kam die Nachricht von unserer Kreuzfahrtdirektorin Manuela, es mögen sich bitte alle Gäste um 17. 00 Uhr in der Atlantik Showlounge zusammenfinden, es gäbe wichtige Neuigkeiten.
Gespannt saßen wir alle in der Lounge und lauschten den Worten der Kreuzfahrtdirektorin und des Kapitäns: “Kein Ende der Reise in Singapur…….weil keine Ausreisemöglichkeit über Singapur…….KEIN Hafen auf unserer Route war bereit, uns an Land zu lassen…es sollte auf direktem Weg nach Europa gehen…”
Wir waren im ersten Moment verblüfft, aber nicht geschockt. Eigentlich waren fast alle Gäste gefasst. Vielleicht auch , weil einige befürchtet hatten , es könnte an Bord eine Corona-Infektion geben…gab es glücklicherweise nicht. Denn der liebe Gott war auf unserer Reise tatsächlich ein guter Mann…
Nachdem wir die Informationen ein bisschen hatten sacken lassen, wurde uns bewusst, WIE WEIT Europa zu diesem Zeitpunkt entfernt war…alleine bis zum Suez-Kanal sollte es ab Singapur 14 Tage dauern…immer wieder schauten wir ungläubig auf die Weltkarte und fragten uns , wie das funktionieren soll…in ihrer Ansprache teilte Manuela mit, dass wir in Singapur Treibstoff und Proviant aufnehmen würden, alles sollte bis Europa ausreichen…allerdings war nicht klar, ob Singapur uns an die Pier lassen würde….oder ob wir vor der Stadt ankern müssten, was bedeutete, Proviant und Treibstoff müssten über Pontonboote, Kranboote und Tankschiffe an Bord gelangen…es folgte eine für die Besatzung nicht nachvollziehbare Kette von Entscheidungen durch die Behörden in Singapur, wir Passagiere konnten nur ahnen, was das für Reiseleitung und Besatzung bedeutete…auch war ja schlagartig klar, dass weder Teile der Crew noch einige Tageskünstler ihre Heimreise antreten konnten.
Alle in einem Boot
Man konnte spüren , dass viele Crewmitglieder sehr traurig waren und selbstverständlich auch große Sorgen um ihre Familien hatten. Nichtsdestotrotz gab es für uns Passagiere immer ein liebes Lächeln …was wir in dieser unglaublichen Situation als ein ganz besonderes Geschenk empfanden und selbst gerne so viel mehr getan hätten, um diesen lieben Menschen zu helfen…an diesem 12.03., mit der Entscheidung umgehend die Heimreise nach Europa vorzubereiten, änderte sich auf einmal etwas für uns ALLE….egal ob Crew, Passagiere, Reiseleitung oder Künstler …..es war klar, dass wir nun ALLE IN EINEM BOOT sitzen! Und das nicht nur real auf unserer MS Albatros, sondern generell in dieser Lebenssituation…keiner konnte wirklich beeinflussen, wie genau es weitergeht. Die Crew und die Reiseleitung konnten nur ihr BESTES versuchen….und das TATEN sie auch….als Manuela unbewusst sagte ” Wir schaffen das”, da lachten noch alle, weil man an Angela Merkel denken musste…aber hey…..wir HABEN es geschafft!!!!!
Wir machen das beste aus der Situation
Die meisten Passagiere haben schon abends bei der (trotz allem) stattfindenden Äquatortaufe gesagt “Wir machen das Beste aus der Situation”. Wir persönlich haben uns gedacht, “jetzt erst recht”! Wir haben gemerkt, wie nahe diese unwirkliche Situation der Crew und der Reiseleitung ging, so eine Ungewissheit und dann die Willkür der Behörden…..das zerreißt doch die stärksten Nerven! Aber trotzdem haben alle an Bord volles Engagement gezeigt, um uns Passagieren eine gute Zeit zu bereiten ….ALSO war es doch oberste Passagierpflicht, all die Angebote an Bord zu nutzen. Wir wollten einfach “richtig gute Gäste” sein! Nur so konnten wir zurückgeben, was uns all die Tage auf See an Aufmerksamkeit und Nettigkeiten entgegengebracht wurde……
Wir mussten auf fast nichts verzichten…(außer auf Landgänge, aber die werden doch generell überbewertet ;-))…dass die Küche kein Lido- und kein Salat-Buffet mehr anbieten konnte, war logisch nachvollziehbar, weil Buffets aus Gründen der Hygiene zu mehr Lebensmittelverbrauch/Entsorgung führen…so saßen wir fortan an Tisch 6…morgens, mittags, abends….immer die gleichen Nasen, und zwar die der Bekannten aus dem Heimatort…im Laufe der Reise wurden aus den Bekannten Reisefreunde, wir machten nicht nur das Beste aus dieser SEEReise, sondern wir hatten Spaß! Richtigen Spaß! Wir fanden unseren Rhythmus und fanden weitere Reisefreunde am Nachbartisch…der immer gleiche Tagesablauf aus Frühstück, Temperatur-Check, Sport, Lesen, Sonnenbaden, Mittagessen,…OH auch mal ein Stückchen Kuchen, Abendessen und dem Showprogramm…wurde nicht langweilig, weil wir statt neuer Länder “neue” Menschen immer besser kennenlernten.
Langeweile? Nein danke!
Wer meint, 26 Seetage könnten langweilig werden, der irrt. Da waren ja zu dem täglich wiederkehrenden, persönlichen Tagesprogramm noch so viele andere Angebote…Bord-Olympiade, Malkurse, Spiele, Künstler stellten ihre Instrumente vor. Ins Abendprogramm wurde eine Late-Night-Show aufgenommen, in der wir viele Seiten von Künstlern, Reiseleitern und Mitreisenden kennen lernen durften, von denen wir ansonsten niemals erfahren hätten. Wir durften erfahren, welcher Arbeit unsere Reiseleiter an Land nachgegangen sind, bevor sie an Bord gegangen sind….auch die Geschichten, WIE manch eine/r überhaupt zum Beruf Reiseleiter/in gekommen ist…immer wurden wir gut amüsiert. Es gab keinen Zweifel, alle an Bord gaben täglich ihr Allerbestes…Und wir wissen nun auch endlich, welche Hühner an Bord die Eier legen.
…so vergingen die Tage, das Meer war überall blau,…natürlich, ABER wir nahmen viel mehr wahr, was dieses BLAU um uns zu bieten hatte…..fliegende Fische in allen Größen, unterschiedliche Delfine und Wale, ein Helo (kreisrunder “Regenbogen” um die Sonne)…und bei der Fahrt durch den Suezkanal freuten wir uns über die winkenden Bauarbeiter an Land.
…außerdem wurden die Menschen an Bord, die mit uns in EINEM BOOT saßen, immer wichtiger für uns…auf dieser Reise gab es andere Gespräche…ich erinnere mich sehr gut an die nette ältere Dame, die ihre erste Kreuzfahrt…die WELTReise mit der Albatros gemacht hat…sie sprach mich eines Morgens an, sie war eher nachdenklich und ein bisschen traurig…sie hat mir von ihren Sorgen erzählt, wie es wohl sein wird , zu Hause…da wo nichts mehr so ist, wie es einmal war. Diese Dame hatte Angst vor dem Alleinsein zu Hause…ihr wäre es lieb gewesen, wenn unsere Arche Albatros einfach noch ein paar Wochen oder Monate länger gefahren wäre….Ich denke auch nach der Reise jeden Tag an diese nette Dame und hoffe, dass sie in der aktuellen Krise gut zurechtkommt…überhaupt fragt man sich , wie die vielen älteren Mitreisenden sich aktuell fühlen…sind sie alleine? Hoffentlich bleiben sie gesund! Gibt es zu Hause jemanden, der sich gut um sie kümmert?
Warmherzigkeit an Bord
Und dann ist da die herzliche Crew, die uns trotz dieser sehr belastenden Situation unsagbar lieb und warmherzig umsorgt hat. Man stelle sich mal vor, dass man sich immer weiter von zu Hause entfernte, obwohl man eigentlich am 14.03. schon in den langersehnten Heimaturlaub gegangen wäre. Wenn man 26 Tage / 24 Stunden ununterbrochen an Bord ist, erlebt man auch das Miteinander der Crew viel intensiver, besonders nahe ging uns das Fotoshooting am 27.03. , als sich die gesamte Besatzung am Pool aufstellte, um mit einem herzlichen Gruß “We are with you ” ihre Solidarität mit der Crew der Artania auszudrücken , die gerade von der Coronainfektion einiger Menschen an Bord betroffen war. Das war auch der Zeitpunkt an dem auch dem letzten Nörgler an Bord der Albatros bewusst wurde, welch ein GLÜCK wir mit unserer SEEReise hatten.
Mit jedem Tag, den wir länger an Bord waren , kamen immer mehr Nachrichten aus der Heimat, in denen man uns nicht mehr riet, vorsichtig zu sein und in denen nicht mehr stand, dass man sich um uns sorgte….sondern die meisten schrieben uns, dass WIR Glück hätten, weil wir an Bord viel besser versorgt wären, als zu Hause….und JA, WIR hatten Toilettenpapier !! Wir konnten ins Fitnessstudio, in die Sauna, konnten im Restaurant essen -und das ohne Mindestabstand….wir konnten tanzen, zum Friseur und ins Kino gehen und wurden prächtig unterhalten….dafür kann man dem gesamten Künstlerteam an Bord nur ein großes Kompliment aussprechen ! Passagiere über eine so lange Zeit täglich zu unterhalten, ohne sich zu wiederholen, das IST eine Kunst! Die Kreativität kannte kaum Grenzen, und so entstanden immer neue Shows, die dann mit altbekannten Evergreens, wie der ABBA Show, ergänzt wurden….es war an keinem Tag langweilig. Bravo!
Vielen Dank
Während wir Passagiere die Seetage genossen und mit unserem “Jetzt erst recht”-Motto wirklich eine gute Zeit hatten, spürte man, wie viel im Hintergrund zu regeln war, zuerst die ungewisse und teils willkürliche Abwicklung des Loadings in Singapur, dann die Maßnahmen, die für unsere lange Heimreise getroffen werden mussten ……. jeder Phoenix-Mitarbeiter an Land und an Bord muss in diesen Wochen nahezu Unmenschliches geleistet haben, um zu gewährleisten, dass alle Phoenix-Gäste aus der ganzen Welt sicher nach Hause kommen . Wir können auch da nur unseren Respekt und ein ganz ganz großes, warmes DANKE sagen! Danke, dass ihr uns gesund nach Hause gebracht habt, danke für eure Nervenstärke, danke für eure Geduld! In dieser Coronakrise hat jeder Mensch auch seine ganz persönlichen Sorgen und trotzdem habt ihr, liebe Phoenixe, ihr lieben Künstler und Ihr liebe Crew, uns Gästen so viel gegeben! Euch so unsagbar toll um uns gekümmert!…….und was bleibt uns Gästen , außer DANKE zu sagen …..??
Wir können erstmal nur ganz feste die Daumen drücken, dass die Welt diese Krise bald übersteht und wir uns hoffentlich ganz bald auf einem Schiff wiedersehen, um die Welt zu bereisen ……wir sehnen uns jetzt schon nach dem Meer, nach Schiff und nach dem “Willkommen zu Hause”-Gefühl , das wir auf dieser ungewöhnlichen Reise in besonderem Maße erleben durften….
Wir wünschen Euch allen viel Gesundheit und das nötige Glück, um diese Krise zu meistern…
….am Ende wird alles wieder gut!
Mit herzlichen Grüßen aus Köln
Susanne Achterfeld
Vielen Dank
Wir von Phoenix Reisen bedanken uns ganz herzlich für diese netten und ehrlichen Worte. Rückmeldungen unserer Gäste nach ihrem Urlaub sind immer wieder Motivation, die Erwartungen möglichst aller Reisegäste zu erfüllen.