Küchenmeister Fritz Pichler bei seinem Markteinkauf in Palermo

Fritz & sein Fisch

Wenn Küchenmeister Fritz Pichler zum Einkaufen auf den Markt geht, bringt er seinen Gästen immer was Schmackhaftes mit. Abenteuerlich wird es, wenn er an einem Fischstand Halt macht – wie neulich in Palermo.

Kommt, wir gehen auf den Markt ein bisschen Fisch kaufen.” MS AMADEA ist gerade in den Hafen von Palermo eingelaufen und Küchenmeister Fritz Pichler kann es kaum erwarten, auf den Markt zu kommen. Mit großen Schritten und in blütenweißer Kochjacke marschiert er die Gangway hinunter und winkt den wartenden Taxifahrer heran. Schnell springen wir anderen in den Wagen und los geht die Fahrt zu einem seiner Lieblingsmärkte auf der Welt: der Mercato del Capo mit seinen sizilianischen Spezialitäten und beeindruckenden Fischständen. “Ich bin ein leidenschaftlicher Marktgänger und mache das unglaublich gerne. Erstens sind die Inspirationen hier sehr groß und es macht große Freude, die lokalen Produkte dann am Abend für die Gäste auf den Tisch zu bringen. Hier in Palermo macht es besonders Spaß. Die Qualität der Waren ist toll und mit den Italienern kann man so nett plaudern, feilschen und eine Gaudi haben”, erzählt der Küchenmeister auf der kurzen Autofahrt vom Hafen in die Stadt. Wir sind gespannt, was uns erwartet.

Der Herr der Töpfe 

Fritz Pichler ist DER Küchenmeister der PHOENIX-Hochseeflotte.  Seit 25 Jahren fährt er zur See und verköstigt die Gäste mit allem, was die Welt an kulinarischen Köstlichkeiten zu bieten hat. “Das Essen steht ganz oben bei einer Kreuzfahrt”, sagt der leidenschaftliche Koch. “Der Kapitän sagt immer: Du bist der wichtigste Mann an Bord. Und das kennt man ja von sich selber. Wenn man irgendwo isst und es schmeckt nicht, dann ist man schlecht gelaunt. Da kann man zu noch so schönen Destinationen fahren … wenn das Essen nicht passt, ist alles nichts.” Deshalb hat er sich mit Leib und Seele dem Kochen und den glücklichen Gästen verschrieben. An der Porta Carini angekommen, steuert Fritz zielstrebig die kleine Gasse mit den ersten Marktständen an. Hier wuselt es wie in einem Ameisenhaufen: 

Die Marktleute preisen ihre Waren an, Einheimische und Touristen schieben sich durch die enge Via Porta Carini und wir wissen nicht, ob wir rechts oder links schauen sollen – so groß, bunt und lecker ist die Auswahl an Gemüse, Obst, Spezialitäten, Fisch und Fleisch. Fritz hat einen Einkaufszettel mit vier Punkten dabei. “Den Rest kaufe ich, wenn ich ihn sehe.” Gesagt getan: Innerhalb weniger Minuten kauft er 8 kg Oliven, 3 Sträuße frischen Lorbeer, 5 Sträuße frischen Oregano, 3 Tüten knuspriges Brot, 3 kg Salsiccia-Würste mit Fenchel, 8 Gläser Pistaziencreme und 3 Gläser Pesto. Mehr hat der Verkäufer leider nicht vorrätig. Das ist Großeinkauf im Schnelldurchlauf.

“”Ich habe nirgendwo auf der Welt Skrupel, etwas zu probieren. Das gehört zu meinem Job dazu.””

 “Passt auf, dass wir keine Tüte vergessen”, ruft uns Fritz zu und läuft zielstrebig weiter zu einem Fischstand, wo er mit großem Hallo begrüßt wird. Wir sind am Ziel. Bevor wir Fisch kaufen, müssen wir aber noch die selbst gemachten Vorspeisen versuchen, die uns die Marktfrau vom Nachbarstand unter die Nase hält. Auf diesem Markt bleibt niemand hungrig. Überall kann man probieren, riechen und naschen. Fritz ist in seinem Element. “Ich esse nicht alles, aber ich probiere alles. Ich habe nirgendwo auf der Welt Skrupel, etwas zu probieren wie z.B. frittierte Heuschrecken oder Schlangen. Das gehört zu meinem Job dazu.” 

Hier in Palermo gibt es zwar keine Schlangen, aber trotzdem entdecken wir Gemüse und Früchte, die wir nicht kennen. “Fritz, was ist das lange schmale Gemüse da drüben?” – “Eine Wassergurke.” “Und diese Frucht dort?” – “Kaktusfeigen, Vorsicht mit den Stacheln.” 

Fritz diskutiert bereits mit dem Fischverkäufer und breitet seine großen Arme aus. “Ich brauche so einen großen Schwertfisch”, bestellt er auf Deutsch-Italienisch. Die Fischhändler schauen sich kurz irritiert an. Dann verschwinden sie in das Haus hinter dem Stand und kommen kurze Zeit später mit einem riesigen Schwertfisch zurück. Fritz grinst. “Den habe ich gesucht, den nehmen wir!”, verkündet er und handelt mit den Marktleuten den Preis für den 60 Kilogramm schweren Fisch aus.

Der Fisch muss aufs Schiff

Fritz und der Fisch sind nun die Attraktion des Marktes: Einheimische und Touristen drängen sich um den Stand, um ein Foto von den beiden zu schießen. Ein solcher Kauf geht hier nicht alle Tage über den Markttisch. Der Fischverkäufer trommelt seine ganze Familie und alle Angestellten für ein Erinnerungsfoto zusammen. Ein Küsschen rechts und links für den sympathischen österreichischen Koch und dann müssen wir los. Schließlich muss der Fisch schnell aufs Schiff. Auf einem Rollwagen bringen wir ihn zum Taxi. Der Fahrer schaut uns entgeistert an und wir können seine Gedanken lesen: ’Dieses Monster soll in mein Taxi?’, eine berechtigte Frage. Schnell packen wir den Fisch in eine Kühldecke, klappen die letzte Sitzreihe um und hieven das Tier ins Auto. Fritz und der Fisch düsen davon. Wir haben leider keinen Platz mehr im Taxi und bleiben staunend am Markt zurück. Haben wir gerade tatsächlich einen riesigen Schwertfisch gekauft und in ein Taxi gesetzt? Ja, haben wir! Was für ein Erlebnis: der Fritz und sein Fisch. 

PS: TV- und Sternekoch Björn Freitag hat den Fisch im Rahmen des GENUSS-FESTIVALS 2017 an Bord von MS AMADEA zu folgendem leckeren Gericht verarbeitet: Schwertfisch-Toast mit Avocadocreme. Er war mit Fritz’ Einkauf sehr zufrieden.

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