Hier spricht der Kapitän!
Ein Gespräch mit dem wichtigsten Mann an Bord:
Kapitän Hubert Flohr (64) aus Usedom
Wie kam es, dass Sie diesen Beruf gewählt haben?
HUBERT FLOHR: Dass man als Kind sagt ‘Ich möchte Kapitän werden‘ – so war es nicht ganz, aber dass ich einmal auf dem Schiff arbeiten wollte, das war schon immer mein Wunsch seit ich ganz klein war. Ob man die technische Richtung oder die Nautik einschlägt, das hat sich erst später ergeben. Aber ich muss sagen, dass ich diesen Wunsch zielgerichtet verfolgt habe in meinem Leben. Da gab es keine Umwege zu diesem Beruf.
Haben Sie direkt mit der Kreuzfahrt angefangen?
HUBERT FLOHR: Ich habe 1969 mit der Seefahrt angefangen, da hat man so ein bisschen über Kreuzfahrt geredet, aber das war noch nicht so wie es jetzt ist. Das hat sich alles erst entwickelt. Ich bin auch den klassischen Weg über Marine und Handelsschiffe gegangen und bin eher durch Zufall zur Kreuzfahrt gekommen.
Was ist die größte Herausforderung?
HUBERT FLOHR: Die größte Herausforderung ist, dass man als Kapitän verstehen muss, dass man kein Alleinunterhalter ist, sondern dass man der Leiter eines Teams ist, mit dem man zusammen die ganzen Aufgaben meistern muss und meistern möchte. Je besser man in der Lage ist, sein Team aufeinander einzuspielen, umso besser funktioniert es. Und das ist immer eine Herausforderung, weil es bei uns ja nicht so ist, dass immer dieselben Leute da sind. Kollegen sind im Urlaub, andere kommen dazu oder gehen auf andere Schiffe. Die Basismannschaft muss aber stimmen. Außerdem müssen wir beachten, dass wir uns in einem internationalen Rahmen bewegen, d.h. Gesetze und Vorschriften ändern sich von Land zu Land, die Befindlichkeiten sind unterschiedlich bei den einzelnen Nationen und darauf muss man sich als Kapitän immer aufs Neue einstellen.
Was ist das Besondere daran, ein Kreuzfahrt-Kapitän zu sein?
HUBERT FLOHR: Es ist etwas ganz anderes als bei Handelsschiffen, weil die “Ladung” Menschen sind (lacht). Und diese möchte man natürlich entsprechend betreuen. Sie sind an Bord, weil sie ihren Urlaub verbringen möchten, sich erholen möchten, Spaß haben möchten und unsere Aufgabe ist es, dies entsprechend umzusetzen. Das Schöne ist außerdem, dass man nicht nur fünf Häfen hat, die man wie auf einer Handelsroute abfährt, sondern dass man um die ganze Welt fährt: von Grönland bis Kap Hoorn und alles, was irgendwo dazwischen liegt, auch viele extravagante Inseln wie die Osterinsel. Bei der Kreuzfahrt gibt es viele kleine Häfen in den verschiedensten Ecken der Welt, wo man auf sich alleine gestellt ist.
Was macht außerdem den schönen Unterschied?
HUBERT FLOHR: Bei der Art und Weise wie wir die Phoenix-Kreuzfahrten machen, erwartet der Gast eine große Nähe, z.B. das Galadinner mit dem Kapitän, und das macht auch richtig Spaß. Da MS AMADEA ein relativ kleines Schiff ist – gemessen an heutigen Maßstäben – ist es auch möglich, die Gäste zu kennen. Nicht umsonst sagen wir “Willkommen zu Hause, wir sind eine Familie” – in der Familie kennt man sich ja – und das ist hier unser großes Plus. Wir haben knapp 600 Gäste, die dann auch immer wieder kommen. Viele Gäste kenne ich seit vielen, vielen Jahren.
Sie sehen sich also nicht nur als Kapitän, sondern auch als Gastgeber?
HUBERT FLOHR: Auf jeden Fall! Die drei Hauptprotagonisten auf unserm Schiff sind der Kapitän, der Kreuzfahrtdirektor und der Hoteldirektor. Wir sind die drei Hauptgastgeber, die zusammen für das größtmögliche Wohlbefinden an Bord sorgen.
Haben sie eigentlich eine Lieblingsroute?
HUBERT FLOHR: Da hat jeder seine Gebiete, wo er gerne hinfährt. Das unterscheidet sich bei den Gästen ebenso wie bei den Crew-Mitgliedern. Wir sehen es aber so, dass wir in erster Linie auf dem Schiff arbeiten wollen. Wir Seeleute, also Matrosen und Ingenieure, gehen eigentlich relativ selten an Land. Das Schiff ist unser Arbeitsplatz und hier machen wir unseren Job. Der andere Teil der Crew, wenn man so sagen kann, also die Servicekräfte, die werden ja nach einem Tag krank, wenn sie nicht an Land können (lacht). Das will nicht heißen, dass sich der Seemann nicht auch einmal etwas anschaut, denn das bringt der Beruf natürlich mit sich, dass man in der Welt herumkommt und viel zu sehen bekommt.
Wenn Sie privat verreisen, ist das Meer dann auch Ihr Ausflugsziel?
HUBERT FLOHR: Wenn ich frei habe, fahre ich erst einmal nach Hause zu meiner Familie. Wenn wir dann die Koffer packen und wegfahren, dann ist es aber keine Kreuzfahrt (lacht).
Gibt es eine Seemannsweisheit, die Sie verinnerlicht haben?
HUBERT FLOHR: Na ja, sagen wir so: Man sammelt viele Erfahrungen in seinem Beruf und versucht sich dann daran zu erinnern, wie man das damals gemacht hat, wenn man in bestimmte Situationen kommt. Ein Spruch, der immer gilt im Leben: “Die Wellen schlagen mal hoch und mal tief.”