Phoenix Reisen Gründer Johannes Zurnieden im Interview

Der Reisen-Erfinder: Johannes Zurnieden

1973 hatte Johannes Zurnieden eine ziemlich gute Idee: Er gründete während seines Studiums die Phoenix Flugreisen GmbH. Was sich in 45 Jahren daraus entwickelt hat, ist eine Erfolgsgeschichte wie aus dem Lehrbuch.

Johannes Zurnieden - Gründer von Phoenix Reisen

Herr Zurnieden, wie sind Sie 1973 darauf gekommen, ein Reiseunternehmen zu gründen? 
JOHANNES ZURNIEDEN: Um mein Studium zu finanzieren, hatte ich im Nebenjob für einen Studentenverlag eine Reiseseite aufgebaut. Nach zwei Jahren merkte ich, dass ich das besser alleine könnte. Am 26. November 1973 habe ich beim Notar die Phoenix Flugreisen GmbH gegründet. Eigentlich wollte ich auch das neben dem Studium machen, aber im Laufe des Jahres wurde das Studium immer weniger und Phoenix immer mehr. Meine Eltern fanden das damals nicht gut.

Welche Vision hatten Sie für Ihr junges Unternehmen?
JOHANNES ZURNIEDEN: Visionen hatte ich keine. Ich wollte ordentliche Reisen zu guten Preisen verkaufen – hoffentlich mit Gewinn.

Wie sah die Reise-(Kreuzfahrt) Branche damals aus?
JOHANNES ZURNIEDEN: Von der Kreuzfahrtbranche hatte ich überhaupt keine Ahnung. Die gleichen Vorurteile wie viele andere Nicht-Kreuzfahrer hatte ich aber auch: teuer, Abendgarderobe, nur etwas für Reiche. Die Flugreisen waren eher was für die großen Konzerne. Aber mit Qualität konnten wir die Reisebüros und unsere Gäste überzeugen.

Wie sind Sie auf den Namen “Phoenix” gekommen?
JOHANNES ZURNIEDEN: Schon in der Schule hat mich der Feuervogel fasziniert. Dieser Name war von Anfang an gesetzt. Der Notar schlug vor, Phönix mit “oe” statt “ö” zu schreiben, das lese sich seriöser. Das haben wir dann so gemacht.

Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie, dass Phoenix Reisen dauerhaft erfolgreich sein würde? 
JOHANNES ZURNIEDEN: Ich wusste das vom ersten Tag an. Unser Buchhalter hat das dann ab Mitte 1976 auch geglaubt.

Wer hatte die Idee zu dem Slogan „Willkommen an Bord – willkommen zu Hause“?
JOHANNES ZURNIEDEN: Ganz sicher bin ich nicht. Aber ich glaube, das war 1988 Winnie Prinz, unser Kreuzfahrtdirektor auf der MAXIM GORKI.

Gibt es ein Schiff, dem Sie besonders viel zu verdanken haben und wenn ja warum?
JOHANNES ZURNIEDEN: Ja, natürlich die Maxim Gorki. Unser erstes Schiff und im Verhältnis zum damaligen Umsatz das größte finanzielle Risiko, das wir je eingegangen sind. Die Charterrate war höher als unser damaliger Jahresumsatz. Inzwischen ist jedes Schiff “das Wichtigste”.

Welche Entscheidung in Ihrem langen Berufsleben war die erfolgreichste und warum?
JOHANNES ZURNIEDEN: Natürlich die Gründung von Phoenix 1973 und 1982 die Hochzeit mit meiner Frau. Meine Frau war immer mein wichtigster Ratgeber und es hat mir viel Sicherheit gegeben, “notfalls” vom Richtergehalt meiner Frau unseren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Und dann 2003 die Einsetzung von Jörg Kramer und Benjamin Krumpen zu weiteren Geschäftsführern, Phoenix bleibt in guten Händen!

Was sind die großen Vorteile eines inhabergeführten Unternehmens?
JOHANNES ZURNIEDEN: Nachhaltige, selbstbestimmte Planung, langfristige Zielumsetzung, kurze Entscheidungswege, Freude an der Arbeit.

Was muss ein Phoenix-Schiff mitbringen?
JOHANNES ZURNIEDEN: Schauen Sie sich die Beschreibungen der Schiffe in unseren Prospekten an. Da sehen Sie das am besten. Aber nicht nur die Hardware, auch das Klima an Bord muss stimmen. Das versuchen wir immer für unsere Gäste zu optimieren. Unsere Gäste sind willkommen an Bord, willkommen zu Hause!

Wie macht man Gäste dauerhaft glücklich?
JOHANNES ZURNIEDEN: Hoffentlich sind unsere Gäste auch ohne unsere Reisen schon glücklich! Mit interessanten Reisezielen, schönen Kabinen, gutem Essen und vor allem mit unserer Philosophie “Willkommen zu Hause” wollen wir das Glück noch steigern. Und unsere günstigen Reisepreise schaden dabei auch nicht.

Wie beschreiben Sie Ihre Beziehung zu Wasser?
JOHANNES ZURNIEDEN: Ich bin gern drin und gern drauf. Ich schwimme sehr gerne, möglichst täglich. Mit meinem kleinen Segelboot bin ich leider viel zu selten auf dem Wasser. Aber besonders jetzt, wo in den Flüssen überall Niedrigwasser ist, wird uns täglich bewusst, wie wichtig Wasser ist, nicht nur als wirtschaftliche Lebensgrundlage.

Welches Reiseziel steht noch auf Ihrer Wunschliste?
JOHANNES ZURNIEDEN: Bekanntlich “führt der kürzeste Weg zu sich selbst um die Erde herum”. Aber man muss dazu nicht überall gewesen sein (das hören meine Kollegen aus dem Verkauf nicht gern). Ich bin schon fast überall gewesen. Aber rund um Südamerika und nach Grönland möchten meine Frau und ich bald gerne. Und natürlich mal wieder nach Schottland, Holland und in die Bretagne.

Ich wusste vom ersten Tag, dass Phoenix erfolgreich sein würde.

Ihr Erfolgsrezept im Leben beruflich und privat?
JOHANNES ZURNIEDEN: Auf dem Teppich bleiben, gute Ziele auch gegen Widerstände umsetzen, fair, ehrlich und offen bleiben. Im täglichen Leben akzeptieren: “Nimm die Menschen, wie sie sind. Es gibt keine anderen!” 

Sie engagieren sich seit vielen Jahrzehnten für Misereor und sind ein großzügiger und treuer Spender. Warum haben Sie sich für diese Hilfsorganisation entschieden ?
JOHANNES ZURNIEDEN: Eigentlich ist es nur wichtig, überhaupt was Gutes zu tun. Das mag für den einen die Unterstützung eines bedürftigen Nachbarn, für den anderen ein Hospiz und für den Dritten eine große Hilfsorganisation sein. Für mich war es schon in der Kindheit das Hilfswerk Misereor, für das ich 50 Pfennige vom Taschengeld abgezweigt habe. Später habe ich mir deren Arbeit genauer angeschaut und finde das sehr beeindruckend. Misereor hilft zur Selbsthilfe. Ziel der Arbeit ist immer der selbstbestimmte Mensch – unabhängig von der Konfession. Deshalb sind wir hier alle stolz darauf, dass ich jedes Jahr im ZDF bei Carmen Nebel eine große Spende von Phoenix Reisen übergeben kann.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft von Phoenix Reisen?
JOHANNES ZURNIEDEN: Dass wir nachhaltig und solide weiterarbeiten. Wir wollen nicht die Größten werden. Wir wollen weiter ordentliche Reisen zu guten Preisen – hoffentlich mit Gewinn – verkaufen. Das hat jetzt 45 Jahre geklappt. Warum nicht mindestens weitere 45 Jahre?!

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen