Im Interview: Kapitän Aleksey Zinkovskyi

Kapitän Aleksey Zinkovskyi stammt aus einer echten Seefahrerfamilie und fährt seit fast 20 Jahren unter Phoenix-Flagge. Hier erzählt er von Hochzeiten, Walen, Weltreisen und seiner besonderen Beziehung zu MS ARTANIA.

Aleksey, wie bist du auf dem Schiff gelandet?

ALEKSEY ZINKOVSKYI: Dass ich einmal zur See fahren würde, war vorherbestimmt, denn ich stamme aus einer Seefahrerfamilie. Mein Großvater war Kapitän auf einem Fischtrawler, mein Vater auf einem Containerschiff und mein Onkel arbeitete als Schiffsingenieur. Es war also eine Familientradition, dass ich ebenfalls Seemann werde. Mein Nautikstudium habe ich an der National Maritim Academy in Odessa absolviert und meine Ausbildung auf verschiedenen Schiffen durchlaufen. Bei Phoenix habe ich 2006 als Zweiter Offizier angefangen – das war auf MS ALBATROS. Seit 2019 bin ich Kapitän von MS ARTANIA.

Anstatt für Fische oder Container hast du dich für die Kreuzfahrt entschieden. Warum?
MS Artania in Chile
MS Artania

Ich bin sehr gerne auf einem Kreuzfahrtschiff. Man hat viel mit Menschen zu tun und fährt wunderschöne Destinationen an. Es ist sehr spannend, weil man in mehr Themen involviert ist als nur Waren und Container. Man trägt auch eine deutlich größere Verantwortung, weil wir das Wichtigste auf der Welt befördern: Menschen!

Mit Menschen erlebt man auch schönere Geschichten, oder?

Absolut! Es gibt sehr viele bewegende Geschichten von Bord. Die Schönste habe ich bei einer Kanadafahrt auf MS ALBATROS erlebt. Das war unvergesslich! Auf dieser Reise hatte ein Paar eine Hochzeitszeremonie gebucht. Hochzeiten sind für einen Kapitän immer etwas Besonderes, aber diese war einzigartig. Es war ein traumhaft schöner Tag und wir haben die Trauung draußen abgehalten. Mitten in der Zeremonie sprangen plötzlich zwei Belugawale direkt vor unseren Augen aus dem Wasser. Das war unglaublich! Wir haben alle geweint – so emotional war dieser Moment.

Der große Traum eines Reisenden ist eine Weltreise. Was bedeutet sie für den Kapitän?

Ich fahre sehr gerne auf Weltreise. Die Vielzahl an besonderen Orten, Ländern, Nationalitäten und Kulturen ist so beeindruckend. Außerdem sind die langen Routen auf den Ozeanen schön. Die Fahrten in Europa, Norwegen oder Grönland erleben wir auf der Brücke sehr intensiv, weil es für die Crew viele Manöver gibt, die stattfinden. Auf kürzeren Reisen fahren wir meist täglich einen Hafen an oder sogar zwei. Da ist viel los auf der Brücke. Auf der Weltreise geben uns die Seetage die Möglichkeit, einen Gang zurück zu schalten. Es herrscht dann eine andere Atmosphäre und eine gewisse Ruhe an Bord – das ist für uns und die Gäste schön.

Deshalb haben viele Gäste ein Lieblingsschiff,
weil sie sich dort wohler fühlen
als auf einem anderen Schiff.

Wie bereitet man sich als Kapitän auf eine Reise vor, die über fünf Monate dauert?

Bei der Weltreise – wie bei jeder Reise – liegt die wichtigste Arbeit in der nautischen Vorbereitung, d.h. alle Navigationssysteme müssen einsatzbereit und auf dem neuesten Stand sein, die Besonderheiten der Routen und Gewässer müssen uns bekannt sein. Da sich das Schiff oft weit entfernt von technischem Support befindet, müssen alle erdenklichen Ersatzteile für die Schiffstechnik und auch für den Hotelbereich an Bord sein.
Außerdem machen wir uns mit den verschiedenen Klima- und Wetterzonen vertraut. Neben all diesen technischen Aspekten müssen wir berücksichtigen, dass wir viele verschiedene Länder mit unterschiedlichen Regelungen, Verordnungen und Kulturen anlaufen. Das alles fließt in unsere Vorbereitung ein.

Neuseeland Timaru Lake Tekapo

Hast du eine Lieblingsdestination?

Jedes Ziel, jedes Land und jeder Hafen hat etwas Spezielles, das einem gefällt. Aber wenn man mich nach meiner Lieblingsdestination fragt, denke ich als erstes an Neuseeland: Es ist ein unglaublich schönes Land mit interessanten und freundlichen Menschen. Neuseeland ist für mich sehr besonders.

Welche Beziehung hast du als Kapitän zu einem Schiff?

Jedes Schiff ist zwar aus Stahl gebaut, hat aber seine ganz eigene Atmosphäre und Persönlichkeit. Ich würde sagen: Jedes Schiff hat ein Herz und eine Seele. Man spürt das, wenn man an Bord geht. Deshalb haben viele Gäste ein Lieblingsschiff, weil sie sich dort wohler fühlen als auf einem anderen Schiff. Es ist ein Gefühl, das man nicht genau erklären kann.

Wie würdest du MS ARTANIA beschreiben?

Unsere Artania ist friedvoll! Sie ist ruhig, schön, freundlich, hat eine angenehme

Kapitän Aleksey Zinkovskyi (links) & Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka (rechts)
Kapitän Aleksey Zinkovskyi (links) & Kreuzfahrtdirektor Klaus Gruschka (rechts)

Atmosphäre und eine unglaublich gute und hart arbeitende Mannschaft. Sie ist mein Zuhause – hier lebe und arbeite ich. Die Kollegen und Kolleginnen sind meine Freunde und meine Familie. Wir kennen uns teilweise seit 15 Jahren und gehen gemeinsam durch dick und dünn.

MS ARTANIA macht die Gäste und mich glücklich!

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