Der Herr der Routen
Als Direktor Schiffsreisen ist Michael Schulze immer auf der Suche nach den besten Reiserouten für die Gäste. Seine Passion gilt dem i-Tüpfelchen, das den Unterschied macht.
Michael, wie verlief dein Weg zum Direktor Schiffsreisen bei Phoenix?
Ich bin an der Küste in Cuxhaven geboren und aufgewachsen. Meine Mutter ist Norwegerin, sodass ich von beiden Eltern das Meer-Gen in mir trage. Ich war vom Säuglingsalter an auf Fähren zwischen Deutschland und Norwegen unterwegs und habe es als Kind geliebt, an Bord zu sein. Das erste Kreuzfahrtschiff, das ich in den 70ern als Junge in Cuxhaven gesehen habe, war – kaum zu glauben – die MAXIM GORKI! Als kleiner Steppke habe ich mir gedacht: Wenn ich mal groß bin, möchte ich auf so einem Schiff sein.
Das hast du dann tatsächlich auch geschafft.
Ja, über ein paar Umwege. Auf große Fahrt bin ich zum ersten Mal während meiner 2-jährigen Marinezeit gegangen. Danach habe ich BWL studiert und bin durch Zufall in der Reiseleitung und Animation des Club Aldiana auf Fuerteventura gelandet. Das war toll und die Arbeit mit den Gästen hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Damit war mein beruflicher Weg besiegelt, der mich schließlich zur Kreuzfahrt und zu Phoenix geführt hat – übrigens auch auf die MAXIM GORKI.
2006 bist du dann von Bord gegangen, um als Direktor Schiffsreisen unter anderem für die Routenplanung zuständig zu sein. Was braucht man dafür?
Passion für das Reisen! Bei uns steht das Routing an erster Stelle. Wir versuchen, immer mit offenen Augen unterwegs zu sein, um neue Ziele und Reisemöglichkeiten für unsere Gäste zu entdecken. Diese Neugierde ist mein Elixier. Das Tolle ist, dass wir weltweit neue Sachen ausprobieren können, weil es unsere Gäste mitmachen. Sie sind offen für das Besondere und buchen unsere Reisen gerade deswegen. Für 2026/27 haben wir 20 Premierenziele, wo wir noch nie waren. Das muss man nach so vielen Jahren im Reisegeschäft erst einmal hinbekommen.
Wer unterstützt dich bei der Suche nach neuen Zielen?
Ich habe ein großes Netzwerk an Leuten mit denen ich über mögliche Destinationen spreche: unsere Kapitäne und Kreuzfahrtdirektoren, Hafenverbände sowie unsere Agenturkontakte. Manchmal ist es auch reiner Zufall. Diese “Schatzsuche” ist sehr spannend.
Das Konzipieren von Reisen war früher wohl einfacher?
Ja! Früher gab es kaum Auflagen und behördliche Regularien. Heute ist viel zu beachten. Zum Beispiel liefen die meisten Kreuzfahrtschiffe in Indonesien einst nur Bali an, weil es dort eine touristische Infrastruktur gab. Wenn man aber wie wir den Mut hatte, eine andere exotische Insel besuchen zu wollen, musste man das selbst organisieren. Wir haben das zum Beispiel mit der Inselgemeinde Banda Neira auf den Molukken gemacht. Der Kontakt kam über einen Bekannten von mir zustande, und wir haben dann dort einen Anlegeplatz für die Tenderboote bauen lassen, damit wir die Insel anlaufen können. Das war abenteuerlich. Wir fahren übrigens immer noch ab und zu dorthin.
„Wir versuchen, immer mit offenen Augen unterwegs zu sein, um neue Ziele für unsere Gäste zu entdecken.“
Wie gelingt es dir heute, auf den bekannten Routen Neues anzubieten?
Durch unsere Schiffsgrößen haben wir den Vorteil, dass wir auch kleinere Häfen ansteuern können. Dadurch ist die Auswahl vielfältiger, und das bauen wir geschickt in unsere Routenplanung ein. Natürlich möchten die Gäste die großen Highlights sehen, aber sie lassen sich auch von kleineren Zielen überraschen. In manchen Regionen ist es einfacher, die Destinationen zu variieren und in anderen schwieriger. Ich suche und finde bei jeder Reise gerne die i-Tüpfelchen.
In Norwegen hast du bei der Routenplanung einen Heimvorteil, oder?
Ja, da bekomme ich schon Hinweise wie ‘Es gibt da einen Ort mit 160 Einwohnern und einem Liegeplatz. Möchtet ihr nicht mal vorbeikommen?’. Das baue ich dann gerne in die Route mit ein. Ich bin auf jeden Fall sehr stolz darauf, dass wir in meiner zweiten Heimat so viele Ziele anlaufen. Norwegen steht für viele Kreuzfahrer ganz oben auf der Wunschliste. Wir fahren mittlerweile 50 Ziele an, weitaus mehr als die Postschiffe. Das ist definitiv etwas Besonderes.
Vermisst du es, auf dem Schiff zu sein?
Der enge persönliche Kontakt zu unseren Kapitänen, Kreuzfahrtdirektoren und Gästen ist sehr wichtig. Deshalb bin ich regelmäßig auf unseren Schiffen unterwegs. Ich liebe diesen Part sehr. Nahbarkeit und Aufmerksamkeit spielen eine wichtige Rolle bei uns. Ich bin ein Direktor zum Anfassen – das gefällt den Gästen.
Außerdem gibt es für dich eine ganz besondere Reise…
…mit den Phoenix-Stammgästen. Der Kreuzfahrer-Treff ist definitiv mein Höhepunkt im Jahr. Wir veranstalten ihn seit 20 Jahren und die Nachfrage wird immer größer, weil so viele dabei sein möchten. Wir haben in 2006 mit 150 Gästen begonnen und werden dieses Jahr mit unserer AMERA hoffentlich voll belegt unterwegs sein. Das ist wunderbar. Beim Kreuzfahrer-Treff schließt sich für mich der Kreis: Ich bin als Gastgeber mit an Bord und erlebe mit unserem Bordteam und den Gästen eine tolle Reise.
Ich bin sehr dankbar, dass ich das kann.